Freitag, 14. August 2015

Umkleidekabine oder Onlinewahnsinn? - Über die Lust und Unlust am Shoppen

Shopping

Seit Jahren treibt mich mein Job in die Innenstadt Münchens: Menschengewusel, volle Shoppingtüten, genervte Gesichter und überfüllte Läden sind mir also bestens bekannt. Und doch war ich selbst des Shoppens nie müde. Mit Freude lief ich durch die Geschäfte, probierte, und genoss das Gefühl - selbst ohne Ergebnis machte mir das Einkaufen wirklich Spaß. In den letzten Monaten bahnte sich aber etwas Neues an: Langeweile. Alles - inklusive der Menschen - scheint gleich auszusehen. Begeisterung kommt nur noch selten auf. Was ist also passiert?


Moderesignation hat sich breit gemacht. Ihr werdet es hier zuletzt auch an der Themenverschiebung gemerkt haben - mittlerweile nimmt das Thema Beauty und Lifestyle einen viel größeren Rahmen ein, die Mode ist ein Stück weit zurückgetreten. Versteht mich nicht falsch, Modeschauen, Lookbooks, Modestrecken - all das gefällt mir immer noch, aber das Rad der Modeindustrie kann desillusionieren. Die Kunst halten nur noch wenige hoch, am wichtigsten ist der Konsum - und hier beziehe ich mich selbst mit ein. Ich konsumiere immer noch genug und kann schlecht Maß halten. Meine aktuelle Liebe für  Hippie- und Bohostyles, die jeden Sommer wieder aufpoppt, lässt mich Blusen und Kleider shoppen, die ich vermutlich nur drei Wochen im Jahr tragen werde. Die mahnenden Fragen - Brauche ich das wirklich? Wie oft trage ich es wohl? Habe ich das schon? - tauchen regelmäßig in meinem Kopf auf, aber werden im entscheidenen Moment einfach verworfen. Und das gelingt am besten beim Onlineshopping: Dank Schlagwortsuche sind die gewünschten Styles schnell gefunden, in den Warenkorb gepackt und befinden sich auf dem Weg zu mir. Erstmal bestellen, überlegen kann ich schließlich zuhause, wenn das Paket angekommen ist. 

Der reale Weg durch die Shops langweilt mich hingegen nur: Nie finde ich, was ich suche - und wenn, ist die passende Größe nicht da. Umkleidekabinen blicken dich grau und traurig an, Klamotten liegen lieblos umher - jeder scheint auf der Jagd nach dem nächsten Stück. Die triste Atmosphäre verleidet mir jedes Shoppingerlebnis - und nein, hiermit meine ich nicht nur günstige Retailerketten, das trifft auch auf höherwertige Marken zu. 

Stattdessen wird zuhause wieder geklickt: Durch cleane Websites, schöne Bilder und verfügbare Größen. Sollte etwas nicht da sein, folgt eine E-Mail-Benachrichtigung. Die Stoffzusammensetzung kann schnell und einfach eingesehen, Rabattcodes ausprobiert und auf Rechnung bestellt werden. Alles gut, alles da - oder? Nein, auch hier holt mich mein schlechtes Gewissen permanent ein und ich nehme mir vor, in Zukunft wirklich bedachter einzukaufen. Das kommt nicht nur meinem Geldbeutel zugute, sondern auch meinen Kleiderschrank und nicht zuletzt der Umwelt. So, die Stunde des Moralapostels hat geschlagen, aber was sagt ihr zu dem Thema? Ist es euch fremd? Oder fühlt ihr euch auch bei  so manchem Wort ertappt?

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