Freitag, 6. Februar 2015

Ausstellung: Die Mode als "Geliebte Tyrannin"


Dem Jahr 2015 möchte ich intensiver und mit all meinen Sinnen begegnen: Ich will mehr lesen, erfahren und betrachten, denn dort draußen wartet so viel Wissen und Neues auf uns, das ich erfassen und in Kopf wie Herz sammeln will. Dazu gehört unbedingt die schöne Kunst, und diese ist mir in Form von Literatur und Mode am allerliebsten. Am letzten Wochenende besuchte ich im Museum Georg Schäfer in Schweinfurt die Ausstellung "Geliebte Tyrannin. Mode in Bildern des 19. Jahrhunderts. Arbeiten auf Papier von der Französischen Revolution bis zum Ersten Weltkrieg".


Dort erwarteten den Besucher neben vier großen Ausstellungsräumen papierne Kleidermodelle, die die jeweiligen Epochen pointiert zusammenfassten und von Modeschülern hergestellt wurden:
"Das Museum Georg Schäfer birgt keine Modesammlung, doch unter den etwa 4500 Zeichnungen und den zahlreichen Büchern und Zeitschriften des Bestandes befinden sich Porträts, Genreszenen, Sittenbilder und Karikaturen, für die die Mode mehr als eine notwendige Begleiterscheinung ist. Die Ausstellung zeigt den Blick auf die Mode durch die Augen der Künstler."
Der Ausstellungstitel "Geliebte Tyrannin" beschreibt die zwiegespaltene Beziehung zu ihr: Wir lieben sie, weil sie uns schmückt, umgarnt, das Beste in uns hervorhebt und wir hassen sie zugleich, denn sie engt uns ein und setzt Grenzen. Angesichts von schweren Reifröcken, Korsetts, großen Hüten oder überdimensionalen Ärmeln, die Beweglichkeit und Gang zunehmend einschränkten, mag uns das heute kaum verwundern - umso mehr überrascht mich immer wieder die heutige demokratische Mode, die uns alle Freiheiten lässt, egal ob Frau in Hose oder Rock steckt. Gewiss, noch immer gibt es zahlreiche Kleidercodes, Statussymbole und Trends, die Gruppen voneinander abgrenzen, aber im Vergleich zu vergangenen Jahrhunderten können wir uns nur noch wenig beschweren.

"Frauenporträt" (1911) von Hugo von Habermann
Nach der Ausstellung konnte ich mir den passenden Katalog nicht entgehen lassen und blättere mich seitdem immer wieder durch die Epochen der Mode: ausladende Röcke wie Hüte hier, dort als folgende Gegenbewegung dünne, weich fallende Chemise in Anlehnung an die griechische Antike, bevor die Ärmel, Krägen und Röcke wieder anwuchsen und zur Jahrhundertwende die Mode endlich vom Rokoko abließ und sich dem weiblichen Körper annäherte, seine Forme nachzeichnete und letztlich die moderne Frau entstehen ließ.

Damenkostüm mit rot-weißer Schleife/Junge Pariser Dame en Parure (1792), anonym

"Damenporträt" um 1912 von Hugo von Habermann
"Pariser Damen in ihren Winterkleidern für das Jahr 1800" (1799) von Isaac Cruikshank

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen