Donnerstag, 7. November 2013

Ein Plädoyer für die Mode


Nennt mich modeverrückt, -süchtig oder -krank, aber ein Leben ohne Mode kann ich mir nur schwer vorstellen. Ich spreche nicht vom bloßen Konsum von Kleidung - täglich in die Läden zu rennen und dabei die neuesten Teile zu kaufen - nein, Mode verbindet viele Facetten des Alltags. Das Shoppen dabei eine wichtige Rolle einnimmt, kann kaum geleugnet werden. Nur dort ist das Ertasten und Erspüren von Kleidung möglich, ich kann nach meinem Belieben Teile zusammenfügen und einen eigenen Modestil entstehen lassen. Genauso gehört aber auch die Suche nach kleinen Schätzen vergangener Modeepochen dazu: Das kann der Fund auf einem Flohmarkt sein oder das gute Erbstück der Großmutter. Über die Kleidung hinaus steht Mode in einem kulturellen Zusammenhang, an ihr wird deutlich, wie sich die Gesellschaft verändert hat. Der Aufstieg der Jeans oder die Hose als erst zu erkämpfendes Kleidungsstück für die Frau sind hier nur zwei Beispiele. Modehistorische Literatur oder Ausstellungen - wie etwa die Taschenausstellung in München - werden dieser Seite der Mode gerecht. Nicht zuletzt spricht Mode unseren ästhetischen Sinn an. Die zahlreichen Fotografien in Modezeitschriften und die Inszenierung von Kleidung auf dem Laufsteg lassen eine wahre Modekunst entstehen, die mehr und mehr Fans anzieht. Daher kann ich es manchmal nur schwer ertragen, wenn Mode wieder einmal als oberflächlich, scheinheilig oder unnützer Zeitvertreib angesehen wird. Natürlich kann Mode zunächst nur über das Äußere wahrgenommen werden, aber daraus entsteht eine Kommunikation mit dem Inneren:

"In Wahrheit ist die Mode ein universales kulturelles Gestaltungsprinzip, das nicht nur den Körper des Menschen im Ganzen, sondern auch seine sämtlichen Äußerungsweisen zu ergreifen und umzugestalten vermag."
René König: Menschheit auf dem Laufsteg. Die Mode im Zivilisationsprozeß. Opladen 1999, S. 37.

Nur so lässt sich der Hype um Mode erklären: Sie berührt unsere Sinne und weckt Emotionen. Welche Ausmaße diese Gefühle annehmen können, wird an Modegöttern wie Karl Lagerfeld oder Anna Wintour deutlich. "Lagerfeld, dessen Mutter vor seiner Geburt prophezeit wurde, ihr Sohn würde ein Mann der Kirche werden, verkörpert das Prinzip des göttlichen, pompösen Alleinherrschers wie kein Zweiter", schreibt Daniela Otto. Gemeinsam mit dem Blog "Woran glauben?" des Bayerischen Rundfunks sucht sie eine Antwort auf die Frage, die viele Menschen bewegt: Was ist der Sinn des Lebens? Die Suche nach Alternativen scheint angebracht, denn Kirchen finden immer weniger Zulauf. Aber kann Mode diese Lücke ausfüllen? Was denkt ihr?


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