Taschen werden häufig zum bloßen
Accessoires, ja Anhängsel degradiert, in der frau alle wichtigen
Dinge verstaut, die nicht selten überflüssig erscheinen und zur
schweren Last werden können. Dabei leistet die Tasche doch so viel
mehr: Sie gehört zur Vollendung eines Outfits ebenso dazu wie
Kleidung oder Schuhe. Sie kann den ersten Eindruck vernichten oder
veredeln. Und welcher Begleiter ist derart geduldig? Er beinhaltet
unser halbes Leben, ist immer zur Stelle, verzeiht böse Rempler,
einen unsanften Umgang oder Bodenkontakt.
Umso bedeutender ist es, die Geschichte
der Tasche aus einer anderen Perspektive zu erzählen und sie auch
jenseits von Modemagazinen in den Mittelpunkt zu stellen. Das
Bayerische Nationalmuseum schafft dies mit der Ausstellung "Taschen
– Eine europäische Kulturgeschichte vom 16. bis zum 21.
Jahrhundert": Mit einem Blick fürs Detail, kurzweiligen
erklärenden Texten und vielen historischen wie aktuellen
Taschenmodellen wird diese Ausstellung für jeden zu einem gelungenen
Museumsbesuch.
In der
Tasche selbst spiegelt sich der europäische Kultur- und Lebenswandel
wider. Den Anfang machte die einfache Beuteltasche, die zum
Aufbewahren von Goldmünzen diente und man(n) meist am Gürtel
befestigte. So wenig Taschen gegenwärtig bei Männern im Fokus
stehen, so sehr waren sie damals ein notwendiger Gebrauchsgegenstand
jedes Mannes. Die typische Frauenhandtasche, die wir heute kennen und
lieben, entwickelte sich erst aus der Reisetasche. Die
Reiseleidenschaft der bürgerlichen Gesellschaft nahm am Ende des 19.
Jahrhunderts derart zu, dass man ein adäquates Gepäck benötigte.
Henkel, die wir heute wie selbstverständlich benutzen, entstammen
dieser praktischen Überlegung, sein Gepäck an jeden gewünschten
Ort tragen zu können. Vor dem 18. Jahrhundert schätze man hingegen
eine größtmögliche Bewegungsfreiheit der Hände und befestigte
Beuteltaschen unter den vielen Schichten des Reifrockes. Die Tasche
war nahezu unsichtbar und kam erst wieder durch einen schlichteren
Kleidungsstil und weniger Schichten zum Vorschein und wurde für Frau
ein wahres Accessoires, das mit Stickereien, Perlen und anderen
Verzierungen glänzen durfte.
So
nahm die Geschichte ihren Lauf, an deren Ende ein regelrechter
Taschenhype entsteht. Was ist die derzeitige It Bag und welche
Luxusmarken sind En Vogue? Welche Taschenform soll es sein und wohin
wandert die Tasche: in die Hand, über die Schulter, in die Armbeuge
oder gar auf den Rücken? Jahrelange Wartezeiten, vier- bis
fünfstellige Summen und Prominente als Namensgeber für das neueste
Taschenmodell sind dabei schon längst nichts Ungewöhnliches mehr.
Nun
habe ich fast schon zu viel verraten und kann euch nur empfehlen,
dieser Ausstellung einen Besuch abzustatten und ein wenig von der
Leidenschaft mitzunehmen, die Taschen auslösen können. Im Übrigen
ärgere ich mich fast ein wenig nach all den Jahren noch nie im
Bayerischen Nationalmuseum gewesen zu sein, denn das ist von innen
wie außen ein wahres Schmuckstück.
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