Montag, 4. Februar 2013

Literatur trifft Mode: "Münchnerinnen"

Münchnerinnen
Schuhe von Asos - Uhr von Fossil via Zalando - Rock von mint&berry via Zalando - Bluse von Zara - Hut von H&M - Tasche von Topshop - Handschuhe von H&M - Ring von Mango

In München habe ich studiert, in München arbeite ich und nun endlich wohne ich auch in München. Was bietet sich für die lang vernachlässigte Kategorie Literatur trifft Mode da Besseres an als eben jene Stadt?! Ludwig Thoma hatte sie genau im Blick, analysierte sie scharf und gab der neuen Zeit, die unweigerlich auch München am Anfang des 20. Jahrhunderts traf, in seiner Literatur einen Ausdruck.

 

Nicht nur die wohl bekannten Plätze und Orte verhelfen dem Roman aus dem Jahr 1919 zu einer wohligen Lektüre, auch die direkte Rede in bayrischem Dialekt verstärkt die Authentizität. Mode wie Aussehen spielen hier eine Rolle, die jeder kennt und erlebt: Etwas Neues und Aufregendes beginnt, man hübscht sich auf, fühlt sich frei und leicht und kann vom Leben nicht genug bekommen. Paula entflieht ihrer Ehe und findet die sehnlichst vermisste Spannung im Studenten Franz. Vom weiteren Verlauf wird nicht mehr verraten, aber der Beginn der Affäre könnte nicht lebendiger gestaltet sein:

Aufregung, die mit bloßen Händen zu greifen ist:

„Sie setzte sich ganz vorne an die Ecke des Diwans, und Franz saß ihr gegenüber auf einem Stuhle.
Sie fächelte sich mit ihrem Taschentuche Kühlung zu, er hatte die Hände auf die Knie gelegt, und eine Befangenheit war zwischen ihnen, größer wie beim ersten Stelldichein. Manchmal griff Paula nach ihrem Hute, wie um sich zu vergewissern, daß er noch oben sitze, und es schien, als betrachte sie ihn als einen Talisman in dieser Gefahr.“ (S. 67)

Glücksgefühle, die scheinbar nie enden:

„Ihr Teint war frischer, ihre Augen blickten lebhafter wie sonst, und ein Gefühl von Gesundheit und Jugend durchströmte sie. Sie legte die Hände an die Hüften und straffte sich, drehte sich blitzschnell um und umarmte Franz.“ (S. 74)

Heimlichkeiten, die doch schon längst keine mehr sind:

„Es gab noch allerlei, was ihr auffiel. Allerlei. Zum Beispiel: daß man sich in den letzten vierzehn Tagen zwei neue Blusen angeschafft hatte.
Und daß man es verheimlichen oder gar abstreiten wollte. […]
Mit der gestreiften, vom Hirschberg, über die sie sich damals schon genug geärgert hatte, weil das nicht der Brauch gewesen war, wenigstens früher nicht, daß sich Bürgersfrauen so modische Sachen aus den Läden holten […].
Und die weiße mit dem Muster war danach gekauft, und die andere weiße auch.“ (S. 76f.)

Verliebtsein, wie es im Buche steht:
„Es dauerte nicht lange, da schritt Paula in federleichtem Gange die Gasse hinauf, wiegte sich wohlig in den Hüften und hatte wirklich einen neuen Strohhut mit dunkelroten Blumen auf dem Kopfe.“ (S. 78)
Ludwig Thoma: Müncherinnen. Aus der SZ-Bibliothek München erlesen. Band 8. München 2008.

Ein Roman, der München erleben lässt, eine Geschichte aus der Mitte der Gesellschaft erzählt und das Herz zugleich erwärmt wie erschreckt.
Wie ich mir eine heutige Paula vorstelle? Stärker und selbstbewusster. Sie trägt einen wollenen, weinroten Midirock, in dem eine karierte, weich fallende Bluse steckt. Die Schuhe mit dem durchsichtigen Absatz verleihen dem Outfit einen modernen Hauch, Hut wie Uhr schwanken zwischen Maskulinität und Feminität. Ring und Handschuhe bringen eine elegante Note ein. Ja, so sieht meine Paula heute aus. Was denkt ihr? Ist euch der Roman bekannt?

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