Freitag, 30. November 2012

Literatur trifft Mode: "Effi Briest"

Effi Briest
Von links nach rechts: Mantel: Burberry via Net-A-Porter - Kunstfellmütze: Topshop - Tasche mit Pferdemotiv: Asos - Gummistiefel: Aigle via Zalando - Spitzenkleid: Topshop - Handschuhe: Maya via Zalando - Uhr: Accessorize via Asos - Hut: Catarzi via Asos - Mantel: Topshop - Samtschuhe: Topshop

Die Handlung des heutigen Romans muss ich kaum nacherzählen, vermutlich seid ihr Theodor Fontanes Roman Effi Briest bereits in der Schule begegnet und verbindet langweilige Deutschstunden mit ihm. Das versuche ich heute auszugleichen, indem ich euch den Modegeschmack des 19. Jahrhunderts ein wenig näherbringe und in die Moderne übertrage. Sicher kennt ihr die Hauptfigur Effi in den ersten Kapiteln des Romans: ein Naturkind in blauem Kleide mit wehendem Haar. Die Kindheit endet abrupt, sie wird mit Innstetten vermählt und muss nun auch äußerlich zur Dame, zur repräsentativen Ehefrau werden. Der Erzähler gewährt Einblicke in Effis Inneres, wahrt zugleich aber die Distanz und so ist bei einer detaillierten Vorstellung ihrer äußeren Erscheinung auch ein wenig Phantasie nötig: 


"Sie war der gnädigen Frau beim Ablegen von Muff und Mantel behifllich und bückte sich eben um ihr auch die mit Pelz gefütterten Gummistiefel auszuziehen" S. 46
"Innstetten, in kurzem Hausrock und Saffianschuhen, ging auf und ab; Effi war noch in ihrer Geschäftstoilette; Fächer und Handschuhe lagen neben ihr." S. 64
"Innstetten sprach mit dem Kapitän; Effi, in einem Regenmantel und hellgrauen Reisehut, stand auf dem Hinterdeck, nahe am Steuer" S. 189
Theodor Fontane: Effi Briest. Leipzig 2003.
Obligatorisch scheinen also Mantel, Hut, Handschuhe und Felldetails zu sein. Als Basis stelle ich mir ein hochgeschlossenes Spitzenkleid vor, dessen Saum heute ein wenig kürzer sein darf. In der legeren Variante wird ein winter- wie wasserfester Mantel von Burberry dazu kombiniert, eine warme Kunstfellmütze für den Kopf und an den Füßen kommen klassische Reitergummistiefel zum Einsatz. Und ja, hierbei handelt es sich wirklich um Gummistiefel, die Auswahl wird immer größer. Die Tasche mit Kaninchenmotiv kennt ihr vielleicht aus früheren Posts, dieses Pferdeexemplar passt als Pointe doch überraschend gut zu Effi und den Spazierritten mit ihrem Geliebten:
"[...] das Meer schäumte mächtig, aber Regen und Kälte fehlten noch und so waren diese Ausflüge bei grauem Himmel und lärmender Brandung fast noch schöner, als sie vorher bei Sonnenschein und stiller See gewesen waren. [...] und der Schleier von Effis Reithut flatterte im Winde." S. 128
Die elegantere Variante konzentriert sich auf die Farben Weinrot und Grün. Hut, Samtschuhe und Pelzdetails sowie die kleine Damenuhr sorgen für einen klassischen Auftritt, an den wir uns vielleicht öfters wagen sollten. Vor Hut, opulenten Mänteln und Lederhandschuhen schrecken wir allzu gern zurück, dabei kleiden uns feminine Details doch überaus gut. 
Der Kontrast zwischen damaligem Frauenbild und heutigen Gendertheorien sowie allgegenwärtigen Unisex-Schnitten könnte größer kaum sein. Auch ich genieße gerne das Spiel mit männlichen Schnitten und Formen (Hemden, Chelsea-Boots oder Boyfriendjeans), aber genauso genüsslich kann es sein, in einen perfekt geschnittenen Mantel zu schlüpfen, hautenge Lederhandschuhe überzustreifen, Stiefeletten zu schnüren und derart elegant durch die Straßen zu flanieren. Davon sollte uns ab und zu auch kein kalter Wind, Regen oder Schnee abhalten, denn Sweatshirt, Jeans und Boots kann jeder und wer will schon dauernde Langeweile?!

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