Donnerstag, 5. April 2012

Rocklust oder Rockfrust?

Röcke verleihen Weiblichkeit und Haltung: Frau tänzelt im Tellerrock, Frau schwebt im Flatterrock und Frau geht selbstbewusster denn je im Minirock. Die hohen Schuhe, die bevorzugt zu Röcken getragen werden, tragen ihr übriges dazu bei und der Tag im Rock kann zu einem wahren Highlighttag werden. Lange Beine, gerade Haltung, stolzer Blick - so überträgt sich die eigene Ausstrahlung auf Umgebung wie Mitmenschen und man fühlt sich sicher und wohl. 
Einerseits...

Andererseits...
Die Strumpfhose rutscht, der hohe Pumps drückt, das Oberteil bleibt nicht im Rock und ergibt ein wahres Stoffdurcheinander von Rock, Strumpfhose, Slip und Oberteil, das den ganzen Tag über an hält. Hinzu kommt ein nervöses Zupfen am (zu?) kurzen Rock und ein ständiges Betrachten in Schaufenstern oder Spiegeln: Sitzt er noch richtig?! Stimmung und Kleidung passen einfach nicht zueinander und man wünscht sich nur eines: eine Hose, eine Jeans!!! Reingeschlüpft, zugeknöpft, schickes Oberteil dazu, fertig, raus, Welt hier bin ich!!

Wie oft wechseln sich diese Stimmungslagen bei mir ab und wie oft greift man doch wieder zur Hose. Dann begegnet man einer Frau, die einfach unglaublich großartig in ihrem Rock aussieht und der Gedanke ist wieder da: Ich muss einen Rock tragen! Ich habe euch mal ein paar Lieblinge in den drei üblichen Längen - Mini, Midi und Maxi - rausgesucht:

Mini v. l. n. r.: H&M - Urban Outfitters
Midi v. l. n. r.: ASOS - Vero Moda - ASOS







Maxi v. l. n. r.: American Apparel - River Island - ASOS

Dieses Durcheinander von Rock und Hose ist allerdings auch historisch bedingt. Waren Kleider und Röcke jahrhundertelang das einzig (gesellschaftlich) akzeptable Kleidungsstück für eine Frau, änderten sich jene Bedingungen erst durch die Frauenbewegungen Ende des 19. Jahrhunderts und dem endgültigen Durchbruch im 20. Jahrhundert. Seither gibt es in jeder Frau ein stetiges Wechselspiel in ihrer Rolle als Frau und in ihrem Bewusstsein von Weiblichkeit. Ist die Hose ein Ausdruck von Emanzipation oder ist gerade der Rock ein Ausdruck von moderner Weiblichkeit? 

Im letzten Jahr widmete Arte der Frage "Rock oder Hose?" einen gesamten Themenabend, dessen vielfältige Beiträge (Ausschnitte) - historisch wie aktuell - hier abgerufen werden können und zeigen, wie aktuell diese Diskussion immer noch ist. Die Entscheidung für oder gegen einen Rock ist nicht nur eine persönliche Stilfrage, sondern auch eine Frage von Mut und Stimmung, denn aufmerksame Blicke sind gewiss.

Falls ihr noch mehr über den Rock als Kleidungsstück, seine historische Dimension wie Diskussion und über sein Gegenstück, die Hose, wissen wollt, ein paar Literaturtipps: 

  • Gundula Wolter: Hosen, weiblich. Kulturgeschichte der Frauenhose. Marburg: Jonas Verlag 1994. (Zurzeit vergriffen, nur gebraucht erhältlich)
  • Gundula Wolter: Die Verpackung des männlichen Geschlechts. Eine illustrierte Kulturgeschichte der Hose. Berlin: Aufbau Verlag 2001. (via Amazon)
  • Gertrud Lehnert: Wenn Frauen Männerkleider tragen. Geschlecht und Maskerade in Literatur und Geschichte. München: dtv 1997. (via Amazon)
  • Bianca Lang, Tina Schraml, Lena Elster: Der Minirock. Die Revolution - Die Macher - Die Ikonen. Hamburg: Edel-Edition 2009. (via Amazon)
  • Sigrid Metken: Der Kampf um die Hose: Geschlechterstreit und die Macht im Haus. Die Geschichte eines Symbols. Frankfurt a. M.: Campus Verlag 1996. (via Amazon

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