Der heutige Protagonist ist zwar männlich, aber keineswegs weniger inspirierend. Tadzio verkörpert in Thomas Manns Novelle das Schöne par excellence, er scheint vollkommen, ein wahres Kunstwerk und so entwickelt sich in der schwülen Atmosphäre von Venedig um ihn und Aschenbach eine Geschichte von Tod und Leidenschaft. Tadzio ist voller Jugend, Lebensdrang und Zartheit:
„Das englische Matrosenkostüm, dessen bauschige Ärmel sich nach unten verengerten und die feinen Gelenke seiner noch kindlichen, aber schmalen Hände knapp umspannten, verlieh mit seinen Schnüren, Maschen und Stickereien der zarten Gestalt etwas Reiches und Verwöhntes. Er saß, im Halbprofil gegen den Betrachtenden, einen Fuß im schwarzen Lackschuh vor den andern gestellt, einen Ellenbogen auf die Armlehne seines Korbsessels gestützt, die Wange an die geschlossene Hand geschmiegt, in einer Haltung von lässigem Anstand und ganz ohne die fast untergeordnete Steifheit, an die seine weiblichen Geschwister gewöhnt schienen.“ (S. 51)„Der Knabe trug heute einen leichten Blusenanzug aus blau und weiß gestreiftem Waschstoff mit rotseidener Masche auf der Brust und am Halse von einem einfachen weißen Stehkragen abgeschlossen.“ (S. 57)Thomas Mann: Der Tod in Venedig. Novelle. Frankfurt am Main 2007.
Ebenjene Schönheit und Lässigkeit, die zugleich von ihrer bedrohlichen Brüchigkeit lebt, habe ich versucht im heutigen Outfit darzustellen. Shorts und Shirt stehen für das Maritime, Jungenhafte, das bewusst mit den schwarzen Lackschuhen und der schwarzen Umhängetasche kontrastiert wird. Der weiße Kragen wirkt durch die bunten Steine weniger streng, eher spielerisch-kindlich. Die weiße Cap rundet das Ganze ab. Eine Matrosenmütze würde zu verkleidet wirken und die Basecap ist nach langer Abstinenz gerade auf dem Vormarsch in die Modewelt. Ob und wie sich durchsetzt - wir dürfen gespannt sein.
Konnte ich euch überzeugen? Ist mir die Umsetzung von Literatur in Mode gelungen?
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